Die Humanistische Ordensgemeinschaft

Das Wort "humanistisch" leitet sich vom lateinischen Begriff „humanitas“ ab. Es bedeutet „Mitmenschlichkeit“. Wer eine humanistische Geisteshaltung hat, achtet die Würde jedes einzelnen Menschen. Die humanistische Ordensgemeinschaft verwenden den Begriff "humanitas" in seinem ursprünglichsten Sinne, nämlich "sich der Menschwerdung in ihrer Ganzheit und in Würde zuwendend".

Die Humanistische Ordensgemeinschaft wurde 2023 in Österreich gegründet, und ist eine freie, Religions-unabhängige Ordensgemeinschaft, die eine spirituelle und religiöse Seelsorge und Ordenspriesterschaft mit Frauen und Männern in einem gleichwürdigen Berufungsfeld ausbildet und begleitet. Gleichzeitig ist die Humanistische Ordensgemeinschaft eine Anlaufstelle für jene, die sich in einem geschützten Rahmen auf einen bewussten spirituellen Weg begeben möchten, um gemeinsam zu lernen, miteinander zu wachsen und für einander da zu sein. 

Die Humanistische Ordensgemeinschaft assoziiert sich nicht mit einer bestehenden Religion oder religiösen Gemeinschaft, mit bereits existierenden Institutionen, die sich als 'humanistisch' bezeichnen, oder mit in der Vergangenheit aufgetretenen philosophischen Strömungen. Vielmehr ist unser Bestreben als Neuorientierung zu verstehen, die sich auf ein gemeinsames spirituelles Grundwasser beruft, das in den mystischen Strömungen aller religiösen und spirituellen Traditionen gleichermaßen offenbar wird.

Kontakt: humanistischeseelsorge@gmail.com

Neue Wege in der Priesterschaft

In unserer modernen westlichen Kultur kennen wir den Begriff 'Priesterschaft' nur noch als Dienst an einer religiösen Institution, um deren Dogmen zu verbreiten. Wir möchten diesen Begriff im Sinne einer 'humanistischen' Priesterschaft, ganz deutlich einer Neuorientierung unterziehen, die einerseits seine ursprüngliche Bedeutung wieder ins Bewusstsein ruft, und andererseits neue Wege des gemeinschaftlichen 'Mensch-seins' ermöglichen kann.

Das Wort 'Priester' entspringt dem alt-griechischen Begriff 'πρεσβύτερος' - 'Prespyteros'- das soviel wie 'Ältester' bedeutet, oder im modernen Anglizismus als 'Elder' bezeichnet wird. 

'Älteste' einer spirituellen oder religiösen Tradition waren seit Anbeginn der Menschheit für die Pflege und die Erhaltung des Gemeinschaftssinnes, der gemeinsamen Werte, der Begleitung von Erkenntnisprozessen und Lebensschwellen, sowie der Bewusstseinsentwicklung und der Gestaltung von religiösen Zeremonien zuständig. 

Priester*innen waren und sind auch heute noch 'Erhalter des Kultus und der gemeinsamen Riten', die das Individuum und die Gemeinschaft in Einklang miteinander halten, und mit ihrer transzendenten Wirklichkeit in Verbindung bringen. Sie sind in allen Kulturen und Religionen dieser Erde 'Vermittler' zwischen dem Individuum und seiner transzendenten Wirklichkeit, aber auch Begleiter und Mentoren, um diese transzendente Anbindung selbst zu entfalten. Sie fungieren als Weisheits- und Wissensträger die wertvolle Erkenntnisse mit uns teilen, um hier wieder eine Rückverbindung zu ermöglichen. Sie sind 'Friedenstifter' im Innen und im Außen - Heilsvermittler und wichtige Brückenbauer. 

Eine neue Seelsorge für die Zeitenwende

Durch unsere zunehmend multi-kulturelle, multi-religiöse, nicht-religiöse, Diversity-sensitive und materialistische Gesellschaft, die dennoch als Gemeinschaft zusammenwirken soll, wird die Notwendigkeit immer deutlicher, dass es einer bewussten Neuausrichtung der seelsorglichen Zuwendung bedarf, um diese gesellschaftliche Entwicklung sinnbringend begleiten zu können. Nur so können wir tatsächlich als Vermittler, Friedensstifter und spiritueller Begleiter im Sinne eines 'friedvollen und würdevollen Miteinanders als Menschen' wirken. Es braucht hier ein Verständnis für eine gemeinsames 'spirituelles Grundwasser', welches sich auf ein 'gemeinsames Erfahren als Mensch und als Menschheit' bezieht. Sonst trägt Religiosität mehr und mehr zu einer Werte-Spaltung der Gemeinschaft bei, und bewirkt genau das Gegenteil davon, wonach unser Innerstes eigentlich strebt: ein friedvolles, sinn-schenkendes und generationenbewusstes Miteinander.

Die Begründung der Humanistischen Ordensgemeinschaft verfolgt daher zwei grundlegende Ziele:

1.) Einen achtsamen Rahmen zu schaffen, in dem sich Menschen auf ein gemeinsames spirituelles Heranreifen und gemeinsames Wirken einlassen können, und sich eine spirituelle Priesterschaft entwickeln kann, die den modernen Menschen in seinem Streben nach Selbsterkenntnis, Transzendenz und globalem Gemeinschaftssinn kompetent begleiten kann - unabhängig von kulturellem Hintergrund und Religionszugehörigkeit - als Mensch - mit einem grundlegenden Streben nach 'Anbindung' - 'religio'.

2. Damit geht auch unser zweites Bestreben einher: das Friedenstiften -  die kritisch zu betrachtenden Grenzzäune zwischen den verschiedenen religiösen und spirituellen Traditionen langsam abzubauen, um zu einem gemeinsamen, in der Tiefe einer jeden Tradition gleichermaßen erfahrbarem 'spirituellen Grundwasser' zu gelangen. Für uns ist das ein Weg, der es uns ermöglicht einander als 'Menschen' in Mitmenschlichkeit und unantastbarer Würde zu begegnen - als Menschheit, mit einem gemeinsamen sakralen Ursprung - unabhängig davon, in welcher Religion, Tradition oder Kultur man sich zuhause fühlt, und unabhängig davon, welche Form eines Gottesbildes oder transzendenten Wirklichkeit man in sich kultiviert hat.  Das leben wir auch in der Ordensgemeinschaft, denn auch wir kommen aus unterschiedlichen religiösen und spirituellen Traditionen und wirken gemeinsam.

'Orden' kommt von 'Ordnung'...
Ein Orden ist ein Rahmen, um sich neu  zu ordnen!

Über alle Zeiten und kulturelle Kontexte hinweg hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, wenn man ein sicheres 'Gefäß' zur Verfügung hat, in das man sich - einem Mutterbauch gleich - hinein begeben kann, um spirituell heranzureifen und Erkenntnisse über die eigene Transzendenz zu erlangen. Ein 'Orden' ist so ein Gefäß, das gezielt so einem spirituellen Heranreifen dient.

Es ist weniger eine 'Ausbildung', die einen zum Priester oder zur Priesterin erwachsen lässt. Im Sinne des Wortes 'humanitas' bedeutet es tatsächlich den Noviz*innen einen evolutionären Entwicklungsschritt in ein integrales Welt- und Werteverständnis zu ermöglichen. Dafür braucht so ein 'Gefäß' ganz besondere Qualitäten, die das ermöglichen können. Das eigene Verständnis von sich Selbst, vom Menschsein an sich, und von der Anbindung an die eigene transzendente Wirklichkeit, muss sich noch einmal neu 'ordnen' und ganzheitlich entwickeln können. So eine 'Neu-Ordnung' und 'Neu-Anbindung' braucht klare Strukturen, die sich für diesen Zweck bewährt haben. 

Wir haben uns in den Anfängen an der Benediktinischen Ordenstradition orientiert, und daraus eine neue Humanistische Ordensregel erarbeitet, in welcher wir in einer modernen und zeitgemäßen Form des monastischen Lebens, als säkulare, religions-unabhängige Ordensgemeinschaft zusammenwirken. Wir berufen uns auf folgende gemeinsame Grundwerte in der spirituellen Lebensgestaltung:

  1. ‚habitare secum‘ – ‚in sich Selbst wohnen‘ (der Inneren Führung aus einer geistlichen Anbindung heraus vertrauen und Folge leisten, das richtige Maß kennen, sich selbst genug sein)
  2. Einhaltung spiritueller Kernroutinen (Meditation, Kontemplation, Gebet, und ein bewussten Umgang mit dem eigenen Körper/körperliches Training)
  3. Geistliches Studium und Selbststudium (Lesen, innere Reflexionsarbeit/'inner tracking')
  4. Wahrhaftiger und reiner Lebenswandel (spirituelle Disziplin, bewusste Ernährung, körperliche und geistige Reinheit/Klarheit, Wahrhaftigkeit, Gewaltlosigkeit, ein verantwortungsvoller und disziplinierter Umgang mit der eigenen kreativen und sexuellen Kraft)
  5. Gemeinschaftspflege und Dienst am Anderen (Klausur, Seelsorge, Supervision, den gemeinsamen sakralen Raum halten und pflegen)
  6. Friedenstiften (im Individuum, in der Gemeinschaft, interkulturell, interreligiös)
  7. Nachhaltiger Lebenswandel und Generationenbewusstsein

Die Humanistische Ordenskultur und Priesterschaft orientiert sich an der natürlichen Religiosität ('religio' = Rückverbindung) und Spiritualität (Hinwendung zur inneren Geistlichkeit), die einem jeden Menschen von Anbeginn an innewohnt. Religiosität wird hier nicht im Sinne einer religionsspezifischen Fachtheologie vermittelt. Vielmehr wird sie 'als transzendente Wirklichkeit erfahrbar und erfassbar gemacht', die Teil des eigenen Selbstverständnisses wird, und so den Menschen hin in eine Rückverbindung mit seiner innersten Quelle - seinem Ursprung -  streben lässt. Dieser Weg ist der Weg der Mystik - der 'Rückverbindung durch Erfahren'.

 

"Der Fromme von morgen wird ein 'Mystiker' sein, einer der etwas 'erfahren' hat, oder er wird nicht mehr sein."

Karl Rahner - Katholischer Theologe, 20. Jhdt.

 

Hier geht's weiter zur Info über die Ausbildung der Humanistischen Priesterschaft und dem Priesterseminar! 

Die 'Philosophia perennis' - Das gemeinsame spirituelle Grundwasser 

Mittlerweile haben sich viele bekannte Persönlichkeiten aus den verschiedensten Weltreligionen, der Philosophie und den verschiedensten mystischen Strömungen damit auseinandergesetzt, welche Axiome (als Wahrheit anerkannter Grundsatz, der sich immer wieder als gültig erweist) allen religiösen und spirituellen Traditionen der Welt zugrunde liegen. Sie sind auf folgende 7 gemeinsame, ewig gültige Wahrheiten gestoßen, die heute als 'Philosophia prennis' bezeichnet wird (Philosophia perennis et universalis: lat. 'die ewige und universelle Philosophie' nach Augustinus Steuchus):

  1. Es existiert ein Geistwesen, das alles Existente bedingt und durchdringt. In den monotheistischen Religionen wird es als Gott, als Allah, als Jahweh bezeichnet. In Erfahrungs-Religionen wie z.B. den Buddhismus als absolutes Einssein, als höchste Wirklichkeit, als Dao, der Weg,  als Kether - die Krone der Schöpfung, als Aton bezeichnet. In alten animistischen Traditionen wird es als Manitou, Umoya oder einfach nur als großer Geist bezeichnet, und die Stämme benennen sich namentlich oft als 'Kinder' dieser Kraft - der Name, dem sie diesen Geistwesen geben, findet sich häufig im Stammesnamen wieder.
  2. Dieses Geistwesen kann nur dann in allem erfahren werden, wenn es erst einmal im Innersten gesucht und gefunden wird - als das eigene Selbst. Dieses 'wahrhaftige und allem verbundene Selbst' wird in fast jeder Tradition mit einem Title benannt, z.B. Christus, Bodhisattva, Atman, und wird in vielen Traditionen durch einen 'Avatar' verkörpert.
  3. Für die meisten Menschen ist es schwierig, dieses Geistwesen das alles durchdringt, wahr zu nehmen. Das kommt daher, dass sie sich mit ihren Gedanken und  Gefühlen 'irgendwo' herumtreiben - und sich von ihrem wahren Selbst abgespalten fühlen. Sie befassen sich mit einer Illusion von sich selbst, und wie sie gerne wären. Ihr ICH weiß nichts über die Existenz ihres SELBST. Dieser Zustand wird in den verschiedenen Religionen und Traditionen als 'Gefallen', 'in Trennung' oder als 'Schlafend' bezeichnet.
  4. Es gibt einen Ausweg aus diesem Zustand der Trennung und Illusion. Das ist der Weg der Erkenntnis des eigenen Selbst, und was es bedingt. Jede Religion oder spirituelle Tradition bietet hier verschiedene Werkzeuge an, um diesen Weg der Erkenntnis für sich und in Gemeinschaft mit anderen Menschen zu gehen. Meist folgen diese Traditionen einem Vorbild, der diesen Weg vorausgegangen ist.
  5. Wenn wir diesem Pfad bis ans Ende folgen, finden wir eine direkte Erfahrung des inneren Geistes - dem wahren Selbst. Wir erleben das als ein Sterben und neu geboren werden - als eine Neugeburt - als eine Befreiung und den Zustand des 'ewig Seienden'.
  6. Dieses neue Geborenwerden öffnet die Augen für alles was ist - die wahre Natur der Dinge wird offenbar - ihr Urgrund und ihre Quelle wird erfahren. Damit endet das leidvolle Dasein.
  7. Dieser neue Zustand des Erkennens des wahren Ursprungs der Dinge mündet in mitfühlendes und erbarmendes Handeln für alle Lebewesen.

Die Humanistische Ordensgemeinschaft beruft sich in ihrem ganzen Bestreben auf dieses, allen Religionen und spirituellen Traditionen zugrundeliegende Verständnis von der Natur des Geistes. So wird es möglich, dass wir einander als Menschen - als Teil der Menschheit - auf einem gemeinsamen Weg begegnen, sowie einander in unserer spirituellen Erfahrungen des Menschseins und all seinen Ausformungen mitfühlend begleiten - jenseits von kultureller oder religiöser Zugehörigkeit. 

Wer sich in diese 'Philosophia perennis' gerne einlesen möchte, dem empfehlen wir das Buch 'Die ewige Philosphie - philosophia perennis' des Philosophen und Autors Aldous Huxley (1894-1963). Dieses Buch ist eine Anthologie und Interpretation großer mystischer Texte aus drei Jahrtausenden, die eine Gesamtschau der spirituellen Traditionen in Ost und West ermöglicht, und ganz deutlich erkennen lässt, worauf sich die gemeinsame Kernaussage aller uns bekannten religiösen und spirituellen Traditionen in ihrem Grundwesen besinnt. 

Aufnahme in die Humanistische Ordensgemeinschaft

Grundsätzlich erfolgt die ordentliche Aufnahme in die Ordensgemeinschaft mit der Ordination in die Humanistische Priesterschaft oder wenn wenn man sich für unsere moderne Form des monastischen Lebens entscheiden möchte. Ein 1-3 jähriges Noviziat bereitet auf diesen Schritt in die Berufung der Priesterschaft oder des modernen humanistischen Mönchtums vor. Eine Aufnahme in die Humanistische Ordensgemeinschaft als Novize/Novizin ist auch dann möglich, wenn man sich noch nicht entschieden hat, ob man den Weg der Priesterschaft gehen möchte, oder einfach weiterhin das monastische Leben miteinander gestalten will. Diese Entwicklung darf auch ganz langsam heranreifen.

Derzeit sind die Grundvoraussetzungen für eine Aufnahme in die Humanistische Ordensgemeinschaft

Die Ordensgemeinschaft dient dann als Raum für das persönliche spirituelle Heranreifen in einer stabilen, wohlwollenden Gemeinschaft, die einander auf diesem gemeinsamen Weg begleitet und unterstützt.

Eine zölibatäre (ehelose) Lebensweise ist keine Vorschrift in der Humanistischen Priesterschaft oder als Mitglied der Humanistischen Ordensgemeinschaft. Es gibt jedoch in der Zeit der Ausbildung und auch danach zeitlich begrenzte spirituelle Disziplinen, die eine phasenweise asketische Lebensweise voraussetzen. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Sexualität und den menschlichen Grundbedürfnissen ist daher ein wichtiger Aspekt der spirituellen Routine. Wenn man sich für eine  dauerhafte asketische Lebensweise entscheiden möchte, kann man das natürlich gern tun. Dann sollte es jedoch mit der Zeit aus einer transzendenten spirituellen Praxis heraus entstehen, die auf eine natürliche Weise in eine asketische Praxis übergeht, ohne die frühzeitige Unterdrückung der natürlichen Bedürfnisse.

Gerne sind wir bereit auch Geistliche aus verschiedenen religiösen Traditionen in unsere Gemeinschaft aufzunehmen, die ihrer Stammreligion entwachsen sind und gemeinsam mit uns neue Wege beschreiten möchten. 

Derzeit ist ein Humanistisches Kloster in Planung, das als Ort des Rückzugs, der Rückbesinnung und der Rückverbindung dienen soll - nicht nur den Ordensmitgliedern und Noviz*innen, sondern auch Besuchern und Langzeit-Gästen. Das wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden kann. Bis dahin freuen wir uns über eueren Besuch unserer Wald-Koster-Tage!

Für Fragen stehe wir gerne bei einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.

Mail: humanistischeseelsorge@gmail.com oder Nachricht an +436765562907

© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten. 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte prüfen Sie die Details und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.