Noviziat und spirituelles Mönchstum in der Humanistischen Ordensgemeinschaft

Immer mehr Menschen verspüren heute einen inneren Ruf zu einem spirituellen Leben – einer Lebensweise, die achtsam, sinnhaft und tief verbunden ist. Doch allzu oft wird unterschätzt, welch kraftvolle Wandlungsprozesse dieser Weg in Gang setzt. Spirituelle Entwicklung ist kein oberflächliches Streben, sondern ein Weg nach innen – voller Fragen, Unsicherheiten und innerer Wildnis. Damit dieser Weg nicht in Verwirrung führt, sondern in bewusste Reifung, braucht es einen geschützten Rahmen und eine liebevolle Begleitung durch erfahrene spirituelle Mentoren.

Das Noviziat der Humanistischen Ordensgemeinschaft bietet genau diesen Raum – einen sicheren, unterstützenden Nährboden für Menschen mit einer tiefen Sehnsucht nach einer spirituellen Lebensführung. In einer Atmosphäre frei von Dogmen, aber getragen von gelebten Werten, kann hier jeder Mensch seine eigene Form des spirituellen Mönchtums entdecken und entfalten – individuell, authentisch und in Übereinstimmung mit der eigenen inneren Wahrheit.

Das spirituelle Mönchtum innerhalb unserer Gemeinschaft ist kein Rückzug von der Welt, sondern eine bewusste Haltung gegenüber dem Leben. Es bedeutet, sich selbst in Beziehung zu allem Lebendigen zu setzen – in Stille, in Ritual, im Mitfühlen, im Dienen. Jede*r ist eingeladen, diesen Weg auf die eigene, ganz persönliche Weise zu gestalten – mit der nötigen Freiheit, Tiefe und liebevollen Begleitung.

Dabei entsteht ein neues Verständnis von Mönchtum: eines, das nicht zwischen spirituellen Traditionen trennt oder neue Mauern errichtet, sondern einen gemeinsamen Nährboden schafft – für ein bewusstes, achtsames Miteinander als Menschheit. In einem offenen Dialog und gelebter Verbundenheit aller Traditionen entsteht so eine heilsame, integrale Form des Zusammenlebens.

Innerhalb unserer Gemeinschaft gibt es unterschiedliche Wege, das Mönchtum zu leben: das säkulare Mönchtum – das Oblatentum – erlaubt ein spirituelles Leben in weltlichem Kontext, eingebunden in den Alltag; während das gemeinschaftliche Leben in der Ordensgemeinschaft eine tiefere Form des monastischen Lebens eröffnet. Niemand muss in ein Kloster ziehen – aber wer diesen Weg als den seinen erkennt, findet bei uns auch dafür Raum und Unterstützung.

Voraussetzungen

Der Eintritt in das Noviziat der Humanistischen Ordensgemeinschaft ist ein bedeutungsvoller Schritt – er markiert den Beginn einer tiefen spirituellen Reise, die Bewusstsein, Erfahrung und Berufung miteinander verbindet. Doch bevor dieser Weg beschritten wird, stellt sich eine zentrale Frage: Bin ich innerlich bereit für ein Leben, das sich bewusst jenseits der alltäglichen Wahrnehmung entfaltet?

Die Eignung für ein sakrales Leben zeigt sich nicht allein im äußeren Wunsch, sondern vor allem in der inneren Stabilität und Bereitschaft, sich selbst radikal neu zu begegnen, deshalb gestalten wir den Eintritt ins Noviziat und das sakrale Mönchstum stufenweise. Wer diesen Weg wählt, entscheidet sich für eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie – mit frühen Prägungen, elterlichen Einflüssen, kulturellen Mustern. Dieser „Deep-Dive“ in die eigene Geschichte bildet die notwendige Basis, um sich in neue seelische Räume vorzuwagen, ohne darin den Halt zu verlieren.

Das sakrale Leben verlangt psychische Belastbarkeit, Mut zur Aufrichtigkeit und die Fähigkeit, sich in Ungewissheit zu bewegen – ohne dabei den Kontakt zu sich selbst zu verlieren. Denn was folgt, ist kein leichter Pfad: Es ist das stille, schrittweise Überqueren des eigenen inneren Gartenzauns – hinein in die Wildnis der Seele. Dort beginnt die eigentliche spirituelle Spurensuche: ein individueller, nie vorhersehbarer Weg, der jedoch niemals völlig allein gegangen werden sollte. Die größte Herausforderung auf diesem Weg liegt darin, dass man ihn nicht „ein wenig“ beschreiten kann. Er verlangt nach Ganzhingabe – nach einem kompromisslosen Ja. Auch wenn dieser Weg mitten im Alltag, im Lärm und im Zusammenleben mit anderen gegangen werden muss, duldet er kein Halbsein.

Gerade dieser innere Zwiespalt – zwischen der Sehnsucht nach dem Heiligen und den Anforderungen des Weltlichen – ist es, der im Noviziat und auf dem Pfad zu einem tief verwurzelten sakralen Leben zur eigentlichen Prüfung wird. Ihn zu überwinden, bedeutet nicht nur Reifung, sondern eine grundlegende Wandlung des Herzens.

In der Humanistischen Ordensgemeinschaft geschieht dieser Weg in Gemeinschaft – mit anderen, die ebenfalls auf der Suche sind, die sich gegenseitig erinnern, ermutigen und stützen. So bleibt der Mensch auf seinem inneren Weg auch im Menschsein verwurzelt – und kann im sakralen Leben eine neue, tiefere Form des Daseins entfalten.

A) Vorbildung – gelebte Erfahrung und geistige Reife

Für die Aufnahme erwarten wir eine der folgenden Grundlagen:

  • Vorbildung in einer geisteswissenschaftlichen, sozialen oder pädagogischen Fachrichtung (Studium muss nicht abgeschlossen sein) oder
  • eine mindestens dreijährige Vorerfahrung in einer spirituellen Tradition 

Weitere Bedingungen für einen Eintritt ins Noviziat:

  • eine Bestätigung der psychischen Gesundheit und seelischen Belastbarkeit,
  • sowie ein Mindestalter von 35 Jahren beim Eintritt in das Noviziat.

Sollte eine Voraussetzung oder mehrere dieser Voraussetzungen nicht zutreffen, entscheidet ein persönliches Gespräch mit dem Ordensrat über einen möglichen Eintritt ins Noviziat.

C) Der Weg zur Aufnahme – Schritte der Annäherung

Wer sich auf diesen Weg berufen fühlt, ist eingeladen, folgende Unterlagen einzureichen:

  • einen Lebenslauf (Curriculum Vitae),
  • und eine persönliche Darstellung der Motivation für diesen besonderen Berufungsweg.
  • Im Anschluss erfolgt eine Einladung zu einem achtsamen, persönlichen Gespräch.

D) Einstieg und Phasen

Basis - Deep Dive - Aufarbeitung und Integration (5 Monate)  ab Dezember 2025 - In diesem vorbereitenden Seminar widmest du dich umfassend er eigenen Geschichte und integrierst deine vorangegangenen Lebenserfahrungen, damit du ganz im Hier und Jetzt bewusst deine nächsten Schritte setzen kannst. 

Phase 1 – Das Selbsterfahrungsjahr (12 Monate)
In dieser Phase begibst du dich berufsbegleitend in eine Gemeinschaft, die sich regelmäßig in der Natur trifft, um sich selbst zu begegnen. Du erforschst dein kollektives Bewusstsein, bearbeitest seelische Wunden die Individualität in der Gemeinschaft betreffen und lernst, dich selbst in Balance zu halten. Wöchentliche Impulse begleiten dich dabei, deine eigene Wahrheit zu erkennen und mit anderen in echter Präsenz in Kontakt zu treten.

Phase 2 – Prä-Noviziat (18 Monate)
Diese Phase führt tiefer hinein in den spirituellen Alltag, eine tiefgreifende Erkenntnisarbeit und die Praxis der seelsorglichen Begleitung. Du wirst mit den täglichen Routinen einer modernen monastischen Lebensweise vertraut gemacht. Eine reduzierte Berufstätigkeit oder ein Sabbatical wird empfohlen, um dieser intensiven Lern- und Erfahrungszeit gerecht zu werden. 

Phase 3 – Das Noviziat (1–3 Jahre)
Mit Eintritt in das Noviziat wirst du gewandet - bekommst also deine sakrale Gewandung - und bist dann Mitglied der Humanistischen Ordensgemeinschaft. Nun beginnt das eigentliche monastische Leben, das dich behutsam in die sakrale Lebensweise einführt. Du bekommst einen Mentor zur Seite gestellt, der dich in deiner täglichen inneren Arbeit begleitet und unterstützt. In monatlichen Klausuren erlebst du dich in einer verbindlichen Gemeinschaft, lernst in Gemeinschaft und ergründest dich und die Natur des Menschseins im Miteinander immer wieder neu. Ziel ist es, dich dadurch - ganz im Vertrauen - auf das Leben in all seinen Aspekten und Erfahrungstiefen einlassen zu können.

Diese Phasen sind keine bloßen Hürden, die man überspringt, um weiterzukommen. Sie sind Schwellen – Prüfstellen der inneren Wahrhaftigkeit. An ihnen trennt sich, oft schmerzhaft deutlich, das bloße Interesse vom echten Ruf. Wer diesen Weg nur deshalb beschreitet, um sich ein spirituelles Etikett anzueignen – getrieben vom Bedürfnis nach Selbstaufwertung oder Zugehörigkeit zu einer besonderen Szene –, wird an diesen Schwellen abgewiesen. Nicht durch Menschen, sondern durch den Weg selbst. Solche Haltungen mögen von außen harmlos erscheinen, doch im Inneren einer spirituellen Gemeinschaft untergraben sie den Halt, die Tiefe und die Integrität des gemeinsamen Weges. Denn wer nicht bereit ist, sich wirklich zu transformieren, ist auch nicht fähig, tragfähige Gemeinschaft zu leben.

Das monastische Leben in der Gemeinschaft wird mit einer feierlichen Profess eingeleitet, in welcher man sich der Gemeinschaft auf Zeit oder auf Lebzeit anschließt (frühestens nach 3 bzw. 7 Jahren).

Solidarität & Unterstützung
Alle Ausbildungsphasen können durch unterstützende Dienste – etwa bei Ausbildungswochenenden oder in der Organisation – finanziell entlastet werden. Bitte gib bei der Anmeldung an, ob du Interesse an solchen Helferdiensten hast.

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